Markus Frutig
Künstliche Intelligenz (KI) im Bau
Wie kann uns KI weiterbringen und wie nutzen wir ChatGPT? Wieso ist OpenSource Software (OSS) wichtig und wie nutzen wir gemeinsames Wissen mit KI? Dazu präsentierte BIM-Experte Alar Jost an der Swissbau seine neusten Einschätzungen zu BIM und was mit KI heute schon alles realisierbar ist.
Im Zuge der digitalen Transformation erfährt die Gebäudetechnik eine signifikante Neuausrichtung. Referent Alar Jost ist Gründer und CEO der beyondBIM AG und langjähriger Experte auf dem Gebiet BIM und Digitalisierung in der Bauwirtschaft. In seinem Vortrag an der Swissbau 2024 erläuterte er die Bedeutung von frühen Planungsphasen: «In den Anfangsphasen eines Bauprojekts ist es entscheidend, durchdachte Konzepte zu entwickeln. Als Basis dient uns dabei stets das Raummodell oder Raumbuch des Architekten.» Diese initialen Überlegungen sind grundlegend für die spätere Umsetzung. «Wenn wir das Raummodell betrachten, nutzen wir die ‹IfcSpaces› – präzise definierte Raumvolumen – für die Planung der Verteilung und Platzierung von Komponenten», fügt Jost hinzu. Digitale Werkzeuge und Bibliotheken aus der bekannten BIM-Welt wie «Dynamo», «Grasshopper» und «IfcOpenshell» spielen hier eine zentrale Rolle, welche die Daten vernetzen, visualisieren und weitere Nutzungen bis hin zum Gebäudemanagement und der Maintenance bereitstellen.
Automatisierung und Effizienz
Ein weiterer, interessanter Aspekt ist die Verknüpfung dieser Planungsprozesse mit Künstlicher Intelligenz (KI). Jost zieht Parallelen zu einem kürzlich erschienenen AI-Whitepaper: «Ähnlich der Datenauswertung im Azure-Umfeld können KI-gestützte Werkzeuge für die Automatisierung dieser Prozesse eingesetzt werden. In der Gebäudetechnik werden solche Kompetenzen zunehmend wichtiger.» Denn es geht nicht nur um IT-Entwicklung, sondern «um ein grundlegendes Verständnis und den professionellen Umgang mit KI». Durch die Nutzung dieser Werkzeuge können, laut Jost, aufwendige Tätigkeiten bereits in den frühen Phasen der Modellerstellung «äusserst effizient gestaltet werden».
KI als Schlüsselfaktor
Die Rolle der KI beschränkt sich dabei nicht nur auf die reine Planungsphase aller Gewerke oder deren intelligente Vernetzung. Für Alar Jost steht fest, dass zukünftig schon bald schnelle Einschätzungen zur Dimensionierung von Anlagen möglich sind – und das ganz ohne komplexe Simulationen und Berechnungen, wie sie bisher mit BIM bereits grosse Schritte ermöglicht haben. Denn mit Grunddaten wie dem Raummodell und der Gebäudehülle «ermöglicht KI rasche und fundierte Dimensionierungs-Entscheidungen», betont er.
Aufwendige Bauwerksdokumentation
Ein weiterer Aspekt, der durch die Digitalisierung verändert wird, ist die gesamte und äusserst aufwendige Bauwerksdokumentation. Trotz neuer digitaler Möglichkeiten bleibt sie bisher eine Herausforderung. Jost sieht hier enormes Potenzial für den KI-Einsatz: «Durch das Einlesen von Dokumenten in KI-Modelle und deren anschliessendes Training können komplexe Qualitätssicherungsprozesse mit weniger Ressourcen und durch weniger Fachpersonal durchgeführt werden.» Diese Innovation könnte sowohl für Bauherren als auch Fachplaner von weiterem, grossem Nutzen sein.
Insgesamt zeigt sich, dass der Einsatz von KI in der Gebäudetechnik inzwischen nicht mehr nur eine Frage der technologischen Innovation ist, sondern auch eine komplett neue Denkweise erfordert. Alar Jost betont, dass es «eine Kombination aus Fachwissen und der Fähigkeit ist, neue Technologien sinnvoll zu integrieren, die den Sektor vorantreibt und revolutionieren wird». ?
bimhub.ai