Dank des klaren Himmels konnten in der Nacht vom 10. auf den 11. Mai intensive Polarlichter am Schweizer Nachthimmel beobachtet werden (Standort Hallwil AG).
Andreas Walker / PW
Extrem nasses Frühlingsquartal 24
Die Witterung im 2. Quartal 2024 (April, Mai, Juni): Das Frühlingsquartal war geprägt von extremen Niederschlägen. In der zweiten Hälfte traten Gewässer über die Ufer und Unwetter richteten schwere Schäden an.
Turbulenter April
Der April bescherte der Schweiz in der ersten Monatshälfte frühsommerliche Verhältnisse. In der zweiten Monatshälfte meldete sich auf der Alpennordseite der Winter zurück.
Die erste Aprilhälfte war geprägt von zwei ausgesprochen milden Perioden. Vom 5. bis am 8. April wurde aus Südwesten ungewöhnlich milde Luft zur Schweiz geführt. Dabei registrierten mehrere Messstandorte beidseits der Alpen Sommertage mit Tageshöchstwerten von 25 °C oder mehr. Die zweite Wärmeperiode folgte vom 12. bis am 14. April. Ein Hochdruckgebiet, das sich vom Atlantik bis nach Mitteleuropa ausdehnte, führte sehr milde Luft subtropischen Ursprungs zur Schweiz. Erneut wurden aus allen Landesteilen Sommertage mit Tageshöchstwerten von 25 °C oder mehr gemeldet.
In der ersten Monatshälfte wurden an 27 Messstandorten mit längeren Messreihen neue Aprilrekorde bei den Tageshöchstwerten registriert. Zusätzlich gab es an 21 Messstandorten neue Rekorde bei der Tagesmitteltemperatur und an 20 Messstandorten bei der Tagesminimumtemperatur.
Kälteeinbrüche: Der erste Temperatursturz erfolgte vom 8. auf den 10. April. Die Abkühlung war jedoch beidseits der Alpen nur von kurzer Dauer. Der zweite Temperatursturz erfolgte vom 14. auf den 16. April. Dabei leitete feuchtkalte Polarluft eine längere Niederschlagsperiode ein, die regional auch für Neuschnee sorgte. Die Wetterumstellung war nördlich der Alpen mit stürmischen Winden verbunden. Ab dem 16. April lag die Schneefallgrenze auf der Alpennordseite verbreitet bei 700 bis 1000 m. Am 18. und 20. April fiel Schnee oder Schneeregen nördlich der Alpen bis in tiefe Lagen. Zwischen 700 und 900 m Höhe gab es 5 bis 14 cm Neuschnee.
Diese Situation führte vorübergehend an vielen Standorten auf einer Höhe um 1000 m zu überdurchschnittlichen Schneehöhen. Der Schnee verschwand wieder mit den zunehmenden Temperaturen ab dem 27. April.
Monatsbilanz April 2024
Das landesweite Mittel der Apriltemperatur erreichte 5,2 °C und lag damit verbreitet 0,2 bis 0,6 °C über der Norm 1991−2020. In den Alpen gab es regional Werte von 0,7 bis 1,2 °C über der Norm, lokal aber auch solche im Bereich der Norm oder knapp darunter, zum Beispiel im Oberwallis und im Oberengadin.
Die Niederschlagsmengen erreichten im April entlang des östlichen Alpennordhangs, in der Zentralschweiz sowie gebietsweise im Jura meist 100 bis 140 % und lokal auch 160 bis 170 % der Norm. In den übrigen Gebieten des Landes blieben die Werte verbreitet unter dem Durchschnitt. Am Jurasüdfuss zwischen dem Genfer- und dem Bielersee, im Haupttal des Wallis und auf der Alpensüdseite im Misox und in der Leventina reichte es nur für 40 bis 70 % des langjährigen Mittels.
Die Sonnenscheindauer bewegte sich im April in den meisten Gebieten der Schweiz zwischen 70 und 80 % der Norm. Auf der Alpensüdseite und im Engadin erreichten die Werte 90 bis 105 % des Durchschnitts.
Lokal nassester Mai seit Messbeginn
Teilweise wurde der nasseste Mai seit Messbeginn vor über 60 Jahren registriert. Starkniederschläge am Monatsende führten in der Ostschweiz zu einer angespannten Hochwasserlage. Ein ganz besonderes Ereignis waren die spektakulären Polarlichter gegen Monatsmitte.
Vom 1. bis am 8. Mai und vom 12. bis am 31. Mai verging kein Tag, ohne dass in grösseren Gebieten der Schweiz Niederschlag fiel, manchmal begleitet von Gewittern. In den meisten Regionen gab es nur an einzelnen Tagen grössere Niederschlagsmengen. Sonst blieben die Tagesmengen eher gering. Kräftige Niederschläge fielen auf der Alpensüdseite vom 14. bis am 16. Mai sowie in der Ostschweiz am 31. Mai.
Starkniederschläge und Hochwasser in der Ostschweiz: In der Ostschweiz blieben die Monatssummen bis am 26. Mai verbreitet unterdurchschnittlich. Dann setzte bis zum Monatsende eine Periode mit kräftigeren Niederschlägen ein. Beachtliche Mengen gab es am 31. Mai in der Nordostschweiz und am östlichen Alpennordhang. An einigen Messstandorten fielen Tagessummen (Morgen bis Morgen Folgetag) von 70 bis 100 mm. Einzelne Messstandorte registrierten ein Ereignis mit einer Wiederkehrperiode von 5 bis 10 Jahren.
Die hohen Niederschlagsmengen führten vom Vierwaldstättersee bis zum Bodensee sowie dem Rhein entlang zu einer Hochwassersituation. Lokal kam es zu Hangrutschungen. Da in den ersten Junitagen weitere Niederschläge fielen, blieb die Hochwassersituation über mehrere Tage bestehen.
An einigen Standorten der zentralen und östlichen Landesteilen mit über 60-jährigen Messreihen war es einer der drei nassesten Maimonate seit Messbeginn. Darunter fielen auch Messreihen, die über 120 Jahre zurückreichen. Acht Messstandorte verzeichneten einen Mairekord der Niederschläge.
Wenig Sonne: Der Mai brachte verbreitet eine unterdurchschnittliche Sonnenscheindauer. Ausgesprochen sonnenarm war die regnerische Periode vom 1. bis am 8. Mai. Die Alpensüdseite erhielt zudem vom 13. bis am 16. Mai kaum Sonnenschein. Landesweit mehrheitlich sonnenarm war schliesslich das letzte Monatsdrittel ab dem 21. Mai.
Einzelne Messstandorte registrierten einen der zehn sonnenärmsten Maimonate seit Messbeginn.
Dank einer Schönwetterperiode gegen Monatsmitte war ein ganz besonderes Spektakel zu sehen. Ein klarer Himmel ermöglichte es, dass in der Nacht vom 10. auf den 11. Mai intensive Polarlichter am Schweizer Nachthimmel beobachtet werden konnten. Diese wurden durch einen starken Sonnensturm verursacht, der elektrisch geladene Teilchen zur Erde schickte, die die oberen Atmosphärenschichten zum Glühen brachten, wie eine gigantische Leuchtstoffröhre.
Monatsbilanz Mai 2024
Das landesweite Mittel der Maitemperatur erreichte 8,8 °C und lag 0,1 °C unter der Norm. Die Maitemperatur lag verbreitet zwischen 0,5 unter und 0,5 °C über der Norm. Auf der Alpensüdseite lagen die Werte meist 0,6 bis 0,8 °C und lokal auch mehr als 1 °C unter dem Durchschnitt.
Die Niederschlagsmengen erreichten im Mai verbreitet 140 bis 160 % der Norm. Lokal stiegen die Werte auf 180 bis 220 % des Durchschnitts, zum Beispiel im Mattertal und in der Region Bodensee. Stabio im Südtessin registrierte sogar 250 % des langjährigen Mittels.
Die Sonnenscheindauer bewegte sich in den meisten Gebieten der Schweiz zwischen 60 und 80 % der Norm. Auf der Alpensüdseite und im Engadin erreichten die Werte meist 60 bis 70 % des langjährigen Mittels
Regnerischer und sonnenarmer Juni
Das wechselhafte und sonnenarme Juniwetter brachte mehrmals starke Niederschläge. In einzelnen Regionen richteten die Wasserfluten grosse Schäden an.
Wie bereits der Vormonat Mai verlief der Juni ausgesprochen wechselhaft mit häufigem Niederschlag. Eine längere Periode mit verbreitet drei bis vier niederschlagsfreien Tagen hintereinander gab es zwischen dem 16. und 20 Juni. Auf der Alpensüdseite war auch die Periode vom 4. bis am 7. Juni vielerorts niederschlagsfrei.
Besonders trüb zeigten sich auf der Alpennordseite die ersten drei Junitage sowie die Periode vom 20. bis am 23. Juni. Aber auch zwischen dem 9. und 16. Juni gab es mehrere sehr trübe Tage. Auf der Alpensüdseite waren die trüben Perioden kürzer. Praktisch keinen Sonnenschein gab es im Süden am 14. und 15. sowie am 20., 21. und 23. Juni.
Hochwasser in der Ostschweiz und Unwetter auf der Alpensüdseite: Der niederschlagsreiche Mai mit Starkniederschlägen am Monatsende und weiteren kräftigen Niederschlägen in den ersten Junitagen führten in der Ostschweiz vom Vierwaldstättersee bis zum Bodensee sowie dem Rhein entlang zu einer angespannten Hochwassersituation mit Überschwemmungen. Der Pegel des Bodensees stieg Anfang Juni in nur vier Tagen um rund 80 cm. Erneute Niederschläge ab dem 9. Juni liessen den Bodensee weiter ansteigen. Die Uferpartien wurden unter Wasser gesetzt. Der Bodensee erreichte seinen Höchststand am 11. Juni. Anschliessend sank der Seepegel sehr langsam, da über den Alpenrhein immer noch viel Schneeschmelzwasser zufloss. Somit entspannte sich die Hochwasserlage nur zögerlich.
Das letzte Monatsdrittel war geprägt von Unwettern mit Gewittern und Starkniederschlägen, die vor allem im Wallis und auf der Alpensüdseite zu grossen Schäden führten.
Monatsbilanz Juni 2024
Das landesweite Mittel der Junitemperatur erreichte 13,1 °C und lag 0,4 °C über der Norm. Lokal stiegen die Werte auch bis 0,8 °C über den Durchschnitt. Auf der Alpensüdseite blieb die Junitemperatur vielerorts etwas unter dem langjährigen Mittel.
Die Niederschlagssummen fielen je nach Gewitteraktivität sehr unterschiedlich aus. Regional erreichten die Mengen 140 bis 180 % der Norm.
Die Sonnenscheindauer bewegte sich im Juni in den meisten Gebieten der Schweiz zwischen 65 und 80 % der Norm. Einzelne Messstandorte registrierten einen der zehn sonnenärmsten Junimonate seit Messbeginn.
Schweizer Karte mit Klimastationen
Tabelle als PDF: Klimadaten im zweiten Quartal 2024
Quelle: MeteoSchweiz, Klimabulletins 2024